top of page

Anmerkungen zum klassisch-sportlichen Zweikampf (1843)

Aktualisiert: 1. Mai 2021


Ein altes Foto von zwei Säbelfechtern mit freiem Oberkörper.

Es ist die Regel, dass die Fechter vor dem Antreten die Anzahl der Treffer (1 – 5) bestimmen. Die Höflichkeit erfordert es nunmehr, dass derjenige, der die Mehrzahl der Treffer gesetzt hat, den Gegner zum „letzten Stoße“ auffordere. Wird diese Aufforderung angenommen, so erfolgt nach kurzer Ruhe die Erneuerung des Kampfes. Sobald der letzte Treffer gefallen, erfolgt das Abtreten; beide Fechter nehmen die Maske ab und dieselbige nebst Waffe in die linke Hand – treten aufeinander zu und reichen sich die Rechte zum Zeichen, das der Kampf würdig und ohne Feindschaft stattgefunden hat.

Anständig und gesetzwidrig ist es, sich bei jeder Gelegenheit der linken Hand des Parierens zu bedienen; nur bei Prime und ausnahmsweise bei Second* ist es kunstgemäß und regelrecht dieselbige vorzunehmen, um nicht aufzulaufen; in allen übrigen Positionen muss sich die linke Hand stets in ihrer erhobenen Haltung befinden, so wie überhaupt keine Bewegung in irgend einem Theile des Körpers gemacht werden darf, die dem guten Anstande zuwider läuft. Fühlt sich ein Fechter getroffen, so muss er es gleich ansagen, den linken Fuß anziehen, die Waffe senken und mit der linken Hand den getroffenen Punkt bezeichnen; dieses Ansagen geschieht durch: Getroffen! – es beginnt hierauf von neuem der Kampf, der dadurch nur eine augenblickliche Unterbrechung leidet.

Hat man den Gegner entwaffnet, so ist man nicht berechtigt, nach ihm zu stoßen, sondern wartet, bis er sich wieder in Verteidigungszustand gesetzt hat; es wäre ungerecht und unedel, einen Unbewaffneten anzugreifen; dieses leidet jedoch eine Ausnahme, wenn die Waffe noch nicht am Boden liegt, und man z.B. Battute und Stoß verbunden hatte. Die Entwaffnung selbst, wenn solche planmäßig war, gilt für einen Stoß.

Es entspricht der Höflichkeit, dem entwaffneten Gegner, besonders wenn es ein Fremder oder ein Höherer ist, seine Waffe wieder aufzuheben, und man unterlasse daher nicht, ihm hierin zuvorzukommen zu suchen.

* Anmerkung: gemeint sind Angriffe in die Treffflächen Quart und Septime, also in die Innenseite. Der Verfasser des Artikels meint die Stellung der Faust; als Prime wurde damals auch die heute übliche Handstellung „Supination“ bezeichnet, Second ist die Fauststellung mit Handrücken oben.

Gelesen in: Florettfechten der königlich-sächsischen Infanterie, 1843.


bottom of page