Was ist Fechten? Die Entwicklung unserer Sportart
Fechten ist eine Kampfsportart, die man heute hauptsächlich aus den Olympia-Übertragungen im Fernsehen kennt. Dort kann man dann zwei Kontrahenten beobachten, die sich in einem wahnsinnigen Tempo auf einer Fechtbahn vor- und zurückbewegen, blitzschnell die Richtung wechseln, und den Gegner dabei ebenso schnell mit ihrer Fechtwaffe angreifen, wie sich vor der gegnerischen Waffe verteidigen. Man geht davon aus, dass die Spitze einer Fechtwaffe das zweitschnellste Objekt ist, dass im Sport gefunden werden kann - schneller wäre nur die Kugel einer Schusswaffe. Außerdem ist Fechten die einzige Sportart, bei dem man mit einer Waffe einen Menschen angreift und diesen auch treffen will.
Doch bis Fechten zu dem wurde, was es heute ist, waren einige Entwicklungsschritte notwendig.
Das Fechten, wie wir es heute noch als Sportart kennen, entwickelte sich aus den sog. Rapieren im 16. Jahrhundert. Durch das Schießpulver wurden schwere Rüstungen und Schwerter vom Schlachtfeld verdrängt und gewannen stattdessen als zivile Waffe an Bedeutung. Weg vom Hieb wird nun dem Stoß mehr Aufmerksamkeit gewidmet: es entwickeln sich ausgehend von Spanien Rapiere mit sehr langen, schlanken Klingen, die - immer noch hiebfähig - auf den Stoß optimiert sind. Über die Italiener, die die Handhabung perfektionierten, gelangten sie auch nach Frankreich. Hier wurde die Waffe über die Zeit immer filigraner und eleganter. Sie wurde ein wichtiger (am Hof teils vorgeschriebener) Teil der Bekleidung und das Endprodukt war schließlich der Hofdegen. Sein "leichtes" Aussehen darf aber nicht trügen: Durch das geringe Gewicht wurde die Waffe unglaublich schnell, und dadurch ebenso gefährlich. In dieser Epoche fühlen sich unsere szenischen Fechter zu Hause, sie nehmen zu den damaligen Fechttechniken die Kostüme und das Schauspiel, das sich natürlich immer um die Duellwut der damaligen Zeit dreht.
In Frankreich entwickelte man um diese Zeit auch das Florett. Dabei handelte es sich um eine leichtere Variante des Hofdegens, mit einer flexibleren Klinge und einem "Knopf" als Spitze - eine reine Übungswaffe für den Degen. Hier beginnt nun die Geschichte des modernen Sportfechtens. Über die Zeit wandelte sich das Florett immer weiter von einer Übungswaffe für den Degen zu einer eigenständigen Sportwaffe. Ein komplexes Regelwerk wurde entwickelt, deren Grundsätze auch heute noch gelten: Bevor ich angreifen darf, muss ich einen bestehenden Angriff meines Gegners abwehren. Stöße auf Kopf, Arme und Beine sind verboten, denn geschützt war damals nur der Oberkörper.
Das Sportfechten wurde immer weiterentwickelt, und neben dem Florett kamen auch der Säbel und der Degen zum Reportoire der Sportfechter hinzu. Lange wurde das Duell jedoch als Hintergrund der Fechthandlungen im Hinterkopf behalten, und die Techniken blieben vorerst zumindest relativ duellfähig. Dies änderte sich Anfang des 20. Jahrhunderts, und das ist auch der Punkt, an dem sich die Wege von klassischen- und Sportfechtern teilen. Für den klassischen Fechter hat die Fechtkunst zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt erreicht. Er hat den Ernstfall im Blick, auch wenn er natürlich ebenfalls nur mit stumpfen und sicheren Sportklingen ficht. Das beeinflusst seine Fechtweise, die vorsichtiger und langsamer, aber auch vielseitiger bleibt. Die Bewegungen sind fein, minimal, aber absolut präzise. Das Credo des klassischen Fechters ist "Treffen ohne getroffen zu werden", also fechten als wären die Waffen scharf und spitz.
Die Sportfechter optimieren sich zu körperlichen Höchstleistungen, sie reduzieren ihr Reporteure, perfektionieren jedoch die Beinarbeit und werden dabei blitzschnell. Durch das zunehmende Tempo wurden die elektrischen Trefferanzeigen als Beurteilungshilfe entwickelt. Alles wird auf das Fechten als Sportart optimiert - selbst nicht getroffen zu werden steht nicht mehr im Vordergrund, sondern ordnet sich der Wettkampfstrategie des Fechters unter. Aus dem damaligen Duell ist ein im höchsten Maße fordernder Sport geworden, der Strategie, Taktik, und körperliche Fitness in gleichem Maße fordert und fördert.
Unser Sportverein bietet alle drei Kategorien an: Klassisch wie im Duell, szenisches Fechten wie im Film und Sportfechten für den Wettkampf.