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Der Degen

Der Degen war in Frankreich und Italien die übliche Duellwaffe, die Folgewaffe auf das Stoßrapier. Beim Sportfechten mit dem Degen soll das Gefecht so nahe wie möglich dem Ernstfall nachempfunden werden.



Ein Duell mit Degen in Paris.
Duell André Gaucher vs. Joseph-Renaud, Parc des Princes, Paris

1927 - der Degen ist eine reine Stoßwaffe und hat eine dreikantige, allseitig hohl geschliffene Klinge, deren Spitze gesichert ist. Die Klinge ist starrer als die des Floretts. Die Klinge dieser  Sportwaffe hat die sogenannte Fangspitze, ein Stückchen Stahl mit 3 kleinen Spitzen von ca. 2 mm Länge, die sich bei einem Treffer in den Fechtanzug des Gegners einhängen. Anders wären die Treffer, die meist sehr kurz und rasch aufkommen, für die Kampfrichter nicht zu erkennen. Die Hand ist durch die Glocke, die bedeutend tiefer und größer ist als die des Floretts, gegen Hiebe und Stöße geschützt.

 

Die Fechtregeln passen sich vollständig dem Ernstfall an und sind nur sehr wenige: als Trefffläche gilt der ganze Körper - ohne Ausnahme. Es zählen nur Treffer, die mit der Spitze und in Richtung des Stoßes aufkommen.

 

Der zuerst sitzende Treffer gilt, unabhängig davon, wer angegriffen hat. Die Kampfbahn ist  30 Meter lang, wer über das hintere Ende der Bahn gedrängt wird, gilt als getroffen.

 

Im Wettkampf beendet 1 Treffer das Gefecht. Werden beide Gegner gleichzeitig getroffen, so hat jeder Fechter eine Niederlage.

 

Diese vollständige Anpassung an den Ernstfall und die Tatsache, dass auch Hand, Arme und Beine gültige Trefffläche sind, zeigt eine gegenüber den anderen Sportwaffen (Florett, Säbel)  vollständig verschiedene Fechtweise.

 

Der Arm wird gestreckt dem Gegner entgegengehalten, so dass die Glocke ihn deckt, oder er wird ganz aus dem Bereich der gegnerischen Stöße entfernt. Man versucht, nicht nur den Gegner durch raschen Angriff zu treffen, sondern vielmehr ihn mit seinem Angriff auf die Klinge auflaufen zu lassen.

 

Dies ergibt ein Fechten mit kurzen, kleinen Bewegungen. Die eigene Spitze muss überall da sein, wo der Gegner einen Angriff versucht, jede Bewegung des Gegners, auch wenn sie noch so klein ist, muss beachtet, einschätzt und erwidert werden. Man muss von der ersten bis zur letzten Sekunde des Gefechts aufmerksam und zu einem Tempostoß bereit sein.

Und  hierin gerade liegt der größte Reiz des Degenfechtens.

 

Das Degenfechten war für Damen zu dieser Zeit  nicht gestattet; Damen durften nur mit dem Florett fechten.

Anmerkung des Verfassers.


 

Quellen:

  1. Artikel aus: Fechterzeitung der Deutschen Turnerschaft, 1927

  2. Abbildung aus: Lécuyer, Léon, "L'Escrime: Le fleuret, l'épée, le sabre", 1886

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